Donnerstag, 9. Juli 2015

Thomas Filor Immobilien-Spezialist aus Magdeburg, erklärt die Immobilienrente


Nun werden auch in Deutschland bereits  mehrere Modelle angeboten, mit denen  Senioren ihr Eigenheim beleihen und trotzdem  darin wohnen bleiben können
Im Ausland bereits Gang und Gebe: Reicht die Altersrente nicht aus, können Senioren die eigene Immobilie beleihen anstatt sie zu verkaufen und damit ihr Einkommen aufbessern. Nach ersten leider erfolglosen Anläufen einiger Banken und Privatanbieter ist das Seniorendarlehen auch in Deutschland endlich verstärkt im Angebot. Mal heißt es  Umkehrhypothek, mal Immobilien- oder Hausplusrente. Als Variante wird auch eine sogenannte Zustifter- oder Hausstifter-Rente angeboten. Die Nachfrage sei offenbar groß, so  laut Merten Larisch, Altersvorsorgespezialist der Verbraucherzentrale Bayern. Die Verrentung sei aber in der Regel teuer und nicht für alle Ruheständler besonders ratsam.
Das Konzept spricht die Menschen an, die im Alter unbedingt in ihrer eigenen Immobilie wohnen bleiben wollen, aber nicht flüssig sind, weil die Rente mager ist“, so laut Beobachtungen von  Annabel Oelmann, Finanzexpertin der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Gut eine Million Menschen zwischen 55 und 69 Jahren leben nach einer Untersuchung des Bundesverbands Öffentlicher Banken (VÖB) in Immobilien mit einem Wert von mehr als 100000 Euro, müssen aber mit unterdurchschnittlichen Renten auskommen.  Hier setzen die Anbieter der Seniorendarlehen an. Wer seine eigenen vier Wände beleiht, bekommt eine monatliche Rentenzahlung, steuerfrei, berechnet bezüglich des Lebensalters, Immobilienwertes und des Zinssatzes. Auch Einmalzahlungen sind möglich, genauso wie ein Mix aus beidem. Der Ruheständler bleibt Eigentümer und kann weiterhin mietfrei in seiner Immobilie leben. Als Sicherheit dient eine dann verbriefte Grundschuld. Zinsen sowie Tilgung werden gestundet. Die Schuldenlast erhöht sich im Gegensatz zum normalen Baukredit Jahr für Jahr – deshalb auch die Begrifflichkeit  Umkehrhypothek. Die Rückzahlung wird erst nach dem Tod oder bei Umzug ins Alters- oder Pflegeheim fällig. Danach geht die Immobilie in den Besitz des Käufers, also eines Kreditinstituts oder Versicherers, über. Sie wird veräußert und das Darlehen getilgt. Oder die Erben kommen für die Schulden auf und behalten die Immobilie.
Experten halten die Immobilienrente grundsätzlich für einen zukunftsträchtigen Markt. Aber die Verrentung habe einen hohen Preis. Grund: Die Risiken, die der Finanzierer bei diesem Geschäft mit dem Ruheständler eingeht, lässt er sich in der Regel  auch teuer bezahlen. In die Berechnungen  sind jede Menge Puffer eingebaut, sollte der Kunde deutlich älter werden als erwartet oder sich die Immobilie nach dem Ableben möglicherweise nicht so gut verwerten lässt wie einst berechnet. Das gängige Zinsrisiko ist ohnehin eingepreist.Für den Immobilienrentner hat das finanzielle Folgen: Er bekommt grundsätzlich eine wesentlich niedrigere Auszahlung als sich rein rechnerisch aus dem aktuellen Verkehrswert und seiner statistischen Lebenserwartung berechnet. „Der Gutachter, der die Immobilie taxiert, wird nicht den aktuellen Marktwert ansetzen, sondern deutlich weniger“, erläutert Larisch. Was die monatliche Rentenauszahlung zusätzlich niedrig hält, sind die Nebenkosten. Kunden müssen die Gebühren für Gutachter, Bearbeitung, Notar und Grundschuldbestellung selber tragen, oft auch noch die Courtage an den Vermittler. Was nach Abzug vieler Kosten herauskommt, ist häufig nur ein Plus zur Rente von 100 oder 200 Euro im Monat, selten deutlich mehr. Die Umkehrhypothek sei allenfalls eine Möglichkeit  für kinderlose Hausbesitzer, die ihre lastenfreie Immobilie in guter Lage auf keinen Fall aufgeben und mit dem monatlichen Zubrot etwas  mehr Liquidität haben wollten. Besser  dürfte sich aber folgende Alternative rechnen: Das Haus selbst  zum bestmöglichen Marktpreis verkaufen, sich eine neue, kleinere Immobilie kaufen  oder mieten und den Erlös auf die hohe Kante legen. Denn damit verfügt der Rentner über  sein eigentliches Vermögen und kann sich oft ein unbeschwertes Leben sichern.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen