Nun werden auch in Deutschland bereits
mehrere Modelle angeboten, mit denen
Senioren ihr Eigenheim beleihen und
trotzdem
darin wohnen bleiben können
Im Ausland bereits Gang und Gebe: Reicht die Altersrente
nicht aus, können Senioren die eigene Immobilie beleihen anstatt sie zu
verkaufen und damit ihr Einkommen aufbessern. Nach ersten leider erfolglosen
Anläufen einiger Banken und Privatanbieter ist das Seniorendarlehen auch in
Deutschland endlich verstärkt im Angebot. Mal heißt es Umkehrhypothek, mal Immobilien- oder
Hausplusrente. Als Variante wird auch eine sogenannte Zustifter- oder
Hausstifter-Rente angeboten. Die Nachfrage sei offenbar groß, so laut Merten Larisch, Altersvorsorgespezialist
der Verbraucherzentrale Bayern. Die Verrentung sei aber in der Regel teuer und
nicht für alle Ruheständler besonders ratsam.
Das Konzept spricht die Menschen an, die im Alter unbedingt
in ihrer eigenen Immobilie wohnen bleiben wollen, aber nicht flüssig sind, weil
die Rente mager ist“, so laut Beobachtungen von Annabel Oelmann, Finanzexpertin der
Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Gut eine Million Menschen zwischen 55
und 69 Jahren leben nach einer Untersuchung des Bundesverbands Öffentlicher
Banken (VÖB) in Immobilien mit einem Wert von mehr als 100000 Euro, müssen aber
mit unterdurchschnittlichen Renten auskommen. Hier setzen die Anbieter der Seniorendarlehen
an. Wer seine eigenen vier Wände beleiht, bekommt eine monatliche
Rentenzahlung, steuerfrei, berechnet bezüglich des Lebensalters, Immobilienwertes
und des Zinssatzes. Auch Einmalzahlungen sind möglich, genauso wie ein Mix aus
beidem. Der Ruheständler bleibt Eigentümer und kann weiterhin mietfrei in seiner
Immobilie leben. Als Sicherheit dient eine dann verbriefte Grundschuld. Zinsen sowie
Tilgung werden gestundet. Die Schuldenlast erhöht sich im Gegensatz zum
normalen Baukredit Jahr für Jahr – deshalb auch die Begrifflichkeit Umkehrhypothek. Die Rückzahlung wird erst nach
dem Tod oder bei Umzug ins Alters- oder Pflegeheim fällig. Danach geht die
Immobilie in den Besitz des Käufers, also eines Kreditinstituts oder
Versicherers, über. Sie wird veräußert und das Darlehen getilgt. Oder die Erben
kommen für die Schulden auf und behalten die Immobilie.
Experten halten die Immobilienrente grundsätzlich für einen
zukunftsträchtigen Markt. Aber die Verrentung habe einen hohen Preis. Grund:
Die Risiken, die der Finanzierer bei diesem Geschäft mit dem Ruheständler
eingeht, lässt er sich in der Regel auch
teuer bezahlen. In die Berechnungen sind
jede Menge Puffer eingebaut, sollte der Kunde deutlich älter werden als
erwartet oder sich die Immobilie nach dem Ableben möglicherweise nicht so gut
verwerten lässt wie einst berechnet. Das gängige Zinsrisiko ist ohnehin
eingepreist.Für den Immobilienrentner hat das finanzielle Folgen: Er bekommt grundsätzlich
eine wesentlich niedrigere Auszahlung als sich rein rechnerisch aus dem
aktuellen Verkehrswert und seiner statistischen Lebenserwartung berechnet. „Der
Gutachter, der die Immobilie taxiert, wird nicht den aktuellen Marktwert
ansetzen, sondern deutlich weniger“, erläutert Larisch. Was die monatliche
Rentenauszahlung zusätzlich niedrig hält, sind die Nebenkosten. Kunden müssen
die Gebühren für Gutachter, Bearbeitung, Notar und Grundschuldbestellung selber
tragen, oft auch noch die Courtage an den Vermittler. Was nach Abzug vieler
Kosten herauskommt, ist häufig nur ein Plus zur Rente von 100 oder 200 Euro im
Monat, selten deutlich mehr. Die Umkehrhypothek sei allenfalls eine Möglichkeit
für kinderlose Hausbesitzer, die ihre lastenfreie
Immobilie in guter Lage auf keinen Fall aufgeben und mit dem monatlichen Zubrot
etwas mehr Liquidität haben wollten. Besser
dürfte sich aber folgende Alternative
rechnen: Das Haus selbst zum bestmöglichen
Marktpreis verkaufen, sich eine neue, kleinere Immobilie kaufen oder mieten und den Erlös auf die hohe Kante
legen. Denn damit verfügt der Rentner über
sein eigentliches Vermögen und kann sich oft ein unbeschwertes Leben
sichern.